VBE: Grundschulempfehlungen werden sorgfältig erstellt
Trotz heftiger Versuche, die Grundschulempfehlungen abzuschaffen oder zumindest deren verpflichtenden Charakter aufzuheben, müssen auch dieses Jahr wieder alle Viertklasslehrer in einer Konferenz unter Vorsitz des Rektors einen bindenden Beschluss fassen. Bis spätestens Donnerstag sollen diese "Empfehlungen" verschickt sein, die die Kinder auf drei Schularten verteilt: auf die fünfjährige Hauptschule, die sechsjährige Realschule und das achtjährige Gymnasium.
02.03.2008 Baden-Württemberg Pressemeldung Verband Bildung und Erziehung, Landesverband Baden-WürttembergDiese frühe Trennung der Schüler werde immer mehr in Frage gestellt, sagt Rudolf Karg vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Trotzdem rät der VBE den Eltern, dieser von den Lehrern mit großer Sorgfalt erstellten Empfehlung Folge zu leisten. Eltern widersprechen nach Erfahrung des VBE vor allem dann, wenn ausschließlich der Besuch der Hauptschule zugelassen werde.
Manche Eltern erliegen der Gefahr, durch falschen Ehrgeiz Schulversager zu produzieren. Sie sollten sich, so der VBE-Chef, nicht von eigenen Karriereträumen oder von einem am Abitur ausgerichteten Prestigedenken leiten lassen, sondern ausschließlich von der Begabung des Kindes und dessen schulischer Leistungsfähigkeit, und sich auf keinen Fall an dessen Leidensfähigkeit orientieren.
Ziel aller Bemühungen in der Grundschule dürfe nicht sein, dass das Kind in Klasse vier eine Bildungsempfehlung für das Gymnasium erhalte, koste es, was es wolle.
So werden Kinder mit zusätzlichem häuslichen Lernzwang und intensiver Nachhilfe in Richtung Gymnasium "getrimmt", deren Lehrer von den Eltern zum Teil massiv unter Druck gesetzt, damit das Kind die gewünschte Schullaufbahnempfehlung auch wirklich erhält.
Nach Auffassung des VBE fängt das Menschsein aber nicht erst beim Gymnasiasten an. Eine Bildungsempfehlung für das Gymnasium ist auch kein Garantieschein für ein bestandenes Abitur. Vor diesem "Traumziel" warten acht arbeitsintensive Schuljahre. In Baden-Württemberg gibt es unter dem Motto "Kein Abschluss ohne Anschluss" verschiedene anerkannte Wege zum Abitur.
Der direkte Weg zur Reifeprüfung über das allgemein bildende Gymnasium ist nicht für jedes Kind der beste, vor allem wenn der Schüler das Klassenziel stets nur mit Ach und Krach sowie mit ständiger Nachhilfe erreicht. Leistungsmäßig permanent überforderte Kinder sind frustriert, verlieren die Freude am schulischen Lernen und gefährden beim täglichen "Kleinkrieg" daheim wegen scheinbar unzumutbarer Hausaufgaben oder katastrophal ausgefallener Klassenarbeiten auf Dauer den Familienfrieden.
Keine Kommentare vorhanden